Projektupdate
BUND Thüringen und WWF melden Erfolg: Luchs-Nachwuchs im Thüringer Wald
Große Freude beim Team des Projekts «Luchs Thüringen»! Im Thüringer Wald, unweit von Sachsenbrunn (Landkreis Hildburghausen), konnte mithilfe einer Wildtierkamera eine Luchsin mit zwei Jungen aufgenommen werden. Bereits im Vorjahr wurde in der Gegend eine Luchsin mit Jungtieren beobachtet. Dies war der erste Luchsnachwuchs im Thüringer Wald seit mehr als 150 Jahren.

© Luchs Thüringen
Bund Thüringen, 19.10.2025:
Die Aufnahmen entstanden bereits am 29. Juli dieses Jahres, und wurden nun bei der Auswertung der Kameradaten entdeckt. Das Projekt-Team vermutet, dass es sich bei der Luchsin um die Luchsmutter des Vorjahres handelt. Die Luchsin dürfte wahrscheinlich aus Nordbayern zugewandert sein, wo während der letzten Jahre dank erfolgreicher Bestandsstützung durch die bayerischen Behörden ein kleines Luchsvorkommen entstanden ist.
Bei dem Vater der jungen Luchse könnte es sich um einen im Rahmen des Projekts «Luchs Thüringen» ausgewilderten Luchs handeln: Der aus den rumänischen Karpaten stammende Kuder Viorel hatte bald nach seiner Auswilderung in der Gegend von Sachsenbrunn sein Territorium etabliert, wie die Daten seines GPS-Halsbandes belegen. Während der kommenden Wintermonate wollen die Projektmitarbeitenden versuchen, über die Untersuchung von genetischem Material aus Kotproben zweifelsfreie Aussagen über die Vaterschaft zu treffen.
Dr. Markus Port, Naturschutzbiologe und Luchsexperte beim BUND Thüringen und an der Universität Göttingen: «Der Luchsnachwuchs im Thüringer Wald ist ein wichtiger Meilenstein unseres Projektes! Über die Untersuchung der Vaterschaft wollen wir herausfinden, welche Luchse sich fortpflanzen und so ihren Beitrag zur neu entstehenden Luchspopulation leisten. Dies hilft uns, von Anfang an die genetische Vielfalt der Population im Blick zu behalten.»
Viorel ist einer von sechs Luchsen, die seit 2024 im Projekt «Luchs Thüringen» ausgewildert wurden. Initiiert und koordiniert wird das Projekt vom BUND Thüringen, der gemeinsam mit dem WWF Deutschland, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen und weiteren Partnern die Rückkehr der Luchse in die Region begleitet. Mit dabei ist auch der Naturpark Thüringer Wald.
Ralf Kirchner, stellv. Geschäftsführer Naturpark Thüringer Wald: «Als Projektpartner unterstützt der Naturpark Thüringer Wald die Wiederansiedelung von Luchsen unter anderem beim Fotofallen-Monitoring. Umso mehr freut es uns, dass mithilfe einer von uns betreuten Kamera nun erneut Luchsnachwuchs im Thüringer Wald nachgewiesen werden konnte. Wir hoffen sehr, dass den jungen Luchsen noch weiterer Nachwuchs folgen wird.»
Im kommenden Jahr sollen weitere Luchse im Thüringer Wald angesiedelt werden. Das Ziel des Projekts «Luchs Thüringen» ist es, eine stabile mitteldeutsche Luchspopulation aufzubauen, die als Bindeglied zwischen den bislang isolierten Beständen im Harz und im Bayerischen Wald dient. Auf diese Weise wird die genetische Vielfalt der Luchse gestärkt und das langfristige Überleben der Art in Deutschland gesichert.
Hintergrund
«Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen» ist ein Gemeinschaftsprojekt von BUND, WWF, ThüringenForst, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie der rumänischen Projektpartner ACDB und Romsilva. Das Projekt ist Teil des europäischen Luchsexperten-Netzwerks Linking Lynx, das sich dem Erhalt und der Vernetzung der Luchspopulationen Mitteleuropas verschrieben hat. Ziel ist es, durch gezielte Auswilderungen und die Vernetzung bestehender Populationen eine stabile und eigenständige Luchspopulation in Mitteleuropa aufzubauen. Viele der im Thüringer Wald ausgewilderten Luchse stammen aus dem Erhaltungszuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA).
Das Projekt wird im Programm «Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft» (ENL) umgesetzt und vom Thüringer Umweltministerium gefördert.
