Wildfänge

Das Wiedererstarken der Luchspopulation in den Karpaten in der Mitte des 20. Jahrhunderts war der Auslöser für die Initiative von Wiederansiedlungen. Heute stellt die Sourcing Working Group sicher, dass die für die Wiederansiedlung zentrale Luchse, auf nachhaltige und ethisch korrekte Weise umgesiedelt werden.

© Technical University in Zvolen

Die günstige Bestandssituation des Luchses in den Karpaten in den 1950er und 1960er Jahren weckte das Interesse der europäischen zoologischen Gärten an der Entnahme wildlebender Luchse für Zucht- und Handelszwecke. Diese Bemühungen und das weltweit wachsende Umweltbewusstsein legten den Grundstein für die historische Initiative zur Wiederansiedlung des Luchses in West- und Mitteleuropa.

Insgesamt stammten 57 % aller Luchse, die in den vergangenen Jahrzehnten umgesiedelt und freigelassen wurden und 67 % der Luchse, die an den jüngsten Wiederansiedlungs- bzw. Verstärkungsmassnahmen beteiligt waren, aus den Karpaten. Diese Bemühungen hatten keine negativen Auswirkungen auf die ursprüngliche Luchspopulation in den Karpaten. Die Zusammenarbeit zwischen Forstwirtschaft, Jagd und Naturschutz sowie die offiziellen Umsiedlungsprogramme in den Karpaten dienen vielmehr als Modell für den nachhaltigen Schutz des Luchses in Europa.

Heute ist die Population des Karpatenluchses immer noch eine der grössten in Europa und wird in der Roten Liste der IUCN als am wenigsten gefährdet eingestuft. Allerdings wurden die Bestandszahlen in der Vergangenheit stark überschätzt, was zu Konflikten mit menschlichen Interessen und letztlich zu illegalen Tötungen führte. Weitere Bedenken betreffen die Qualität der Lebensräume und die Vernetzung.

 ©Jakub Kubala

Das Fangen und Umsiedeln von Tieren zur Wiederansiedlung, Verstärkung und Erhaltung erfordert umfassende Untersuchungen der Ausgangspopulation, wobei der Schwerpunkt auf Abundanz, Trends, genetische Vielfalt und Gesundheit liegt. Dieses Wissen ist notwendig, um zu beurteilen, ob die Luchspopulation in einem Gebiet einem günstigen Erhaltungszustand entspricht und ob sie Umsiedlungen ohne negative Folgen für ihre Lebensfähigkeit überstehen kann.

Die «Sourcing Working Group» bringt Luchsexpertinnen und -Experten für alle drei potenziellen Quellen für die Wiederansiedlung zusammen: in Ex-Situ-Luchse, Waisenluchse und Wildfänge. Gemeinsam setzen wir uns für folgende Punkte ein:

  • Wildlebende Luchse werden nach wissenschaftlichen Standards gefangen und umgesiedelt (Linking Lynx Protocols).
  • Die gefangenen Luchse werden in professionellen Wildtierauffangstationen unter Quarantäne gestellt.
  • Die bürokratischen Voraussetzungen für den raschen Transport von Wildluchsen zwischen verschiedenen Karpatenluchspopulationen und europäischen Staaten innerhalb und ausserhalb der EU werden geschaffen.
  • Die wissenschaftliche Überwachung der Tiere findet vor, während und nach den Luchsfängen und Umsiedlungen statt, und die gewonnenen Daten tragen zum ständigen nationalen und internationalen Luchserhalt in den Karpaten und in Europa bei.